Multiple Sklerose im Alter

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25. Dezember 2024

Die kurz „MS“ genannte Multiple Sklerose war lange Zeit als eine Krankheit junger Erwachsener bis zu einem Alter von etwa 50 Jahren bekannt. Doch diese Vorstellung hat sich gewandelt: Immer mehr ältere Menschen erhalten die Diagnose MS. Das liegt daran, dass wir heute besser in der Lage sind, die Krankheit zu erkennen und zu behandeln. Heute erkranken etwa 5 % aller MS-Patienten im höheren Alter an der sogenannten „Late-Onset-MS“.

Die ansteigende Prävalenz lässt sich einerseits auf den demografischen Wandel zurückführen, durch den die Menschen älter werden. Andererseits hat die moderne Medizin dazu geführt, dass Menschen mit Multipler Sklerose dank der Immuntherapie eine fast normale Lebenserwartung haben. MS-Diagnosen werden demnach weiter zunehmen.

Diese Entwicklung hat wichtige Auswirkungen auf die Pflege und Betreuung von Menschen mit MS. Denn die Bedürfnisse von älteren Menschen mit MS können sich von denen jüngerer Betroffener unterscheiden. Es ist daher wichtig, auf die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse einzugehen, die mit MS im Alter verbunden sind.

 

Wie macht sich eine MS im Alter bemerkbar?

Ältere MS-Betroffene leiden seltener an den visuellen und sensiblen Störungen wie Sehnerventzündungen, die zu den typischen Symptomen jüngerer Patienten zählen. Erkrankte Senioren sind eher von Koordinations- und Gangstörungen sowie Lähmungen betroffen.

Multiple Sklerose im fortgeschrittenen Alter kann den Alltag zusätzlich einschränken. Bereits bestehende Störungen in der Mobilität oder Einschränkungen in den kognitiven Fähigkeiten können durch eine neu auftretende Multiple Sklerose noch verstärkt werden. Bei Betroffenen im Rentenalter sind die geistigen Defizite stark ausgeprägt. Eine MS-Demenz kann dazu führen, dass Erkrankte nicht mehr in der Realität leben. Sie vergessen dann auch einfach, dass sie Multiple Sklerose haben. Allerdings gibt es auch unter den älteren Patienten einige Fälle, die nicht so stark betroffen sind.

Die Annahme, dass ältere Patienten aufgrund des Rentenalters und der Familienstruktur gelassener mit der Krankheit umgehen können, ist falsch. Jeder Mensch geht unabhängig vom Alter individuell mit der Bewältigung einer Erkrankung um. Und insbesondere dann, wenn es um die auch unter „Krankheit mit 1000 Gesichtern“ bekannte Multiple Sklerose geht, kann nicht pauschalisiert werden.

 

Welchen Einfluss hat das Immunsystem bei MS im Alter?

Das menschliche Immunsystem wird durch Umwelteinflüsse und Infektionen trainiert. Durch die Konfrontation mit derartigen Einflüssen entwickelt das Immunsystem Abwehrmechanismen, um den Organismus zu schützen. Das Immunsystem ist mit ausschlaggebend dafür, dass Menschen alt werden können. Im Alter verliert das Immunsystem jedoch an Stärke.

Das angeborene und lernfähige Immunsystem verändert sich im fortgeschrittenen Alter. Es kann sich mit der Zeit nicht mehr so gut regenerieren, was zu chronischen Entzündungen führen kann. In der Folge können entzündliche Prozesse im Zentralen Nervensystem (ZNS) auftreten, wozu auch die Multiple Sklerose zählt.

Durch die geschwächte Immunabwehr nehmen die schützenden Zellen ab und die schädigenden (zytotoxischen) Zellen zu. Durch diesen Anstieg kann es im Alter zu chronischen Entzündungen im zentralen Nervensystem kommen. Bei Senioren und Hochbetagten können sich auch neuronale Zellen schlechter regenerieren, weshalb beschädigte Nervenzellen nicht wieder hergestellt werden können. Folge hiervon ist im Vergleich zu jüngeren Erkrankten ein schnellerer Krankheitsfortschritt.

 

Mit welchen Herausforderungen ist eine MS im Alter verbunden?

Eine MS stellt ältere Betroffene vor besondere Herausforderungen, weil sie häufig mit anderen Krankheiten einhergeht. Ärzte müssen bei neu auftretenden neurologischen Störungen auch an andere Erkrankungen denken. Koordinations-, Gedächtnis- und Sensibilitätsstörungen können auch bei Demenzen, Schlaganfällen, Depressionen, dissoziativen Störungen und anderen Erkrankungen auftreten. Selbst bei Blasenstörungen müssen potenzielle andere Diagnosen wie Prostataerkrankungen ausgeschlossen werden.

Multiple Sklerose kann im Alter schneller zur Pflegebedürftigkeit führen. Viele Erkrankte sind antriebslos, kraftlos, müde und leiden unter depressiven Symptomen, Schlafstörungen und innerer Leere. Diese Störungen können durch die MS noch verstärkt werden und beeinträchtigen die Lebensqualität.

Viele Senioren haben bereits körperliche Einschränkungen und leben sozial isoliert, was noch durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschärft wird. Zusätzlich können je nach Gesundheitszustand und Region nur selten nicht-medikamentöse Therapieverfahren wie Physiotherapie oder Ergotherapie durchgeführt werden, die zu den symptomatischen Behandlungsoptionen bei MS gehören. Viele Senioren sind darauf angewiesen, dass Ergotherapeuten oder Physiotherapeuten nach Hause kommen oder Fahrdienste angeboten werden. Dies führt zu Nachteilen, von denen jüngere MS-Patienten deutlich seltener betroffen sind.

 

Wie wird bei MS im Alter behandelt?

Bei der Behandlung von Multipler Sklerose im Alter muss berücksichtigt werden, dass das ältere Immunsystem infektionsanfälliger ist. Bei der Behandlung mit Cortison und anderen Medikamenten muss vorsichtig agiert werden. Darüber hinaus wurde die Altersgruppe der Senioren über 60 Jahre kaum in Zulassungsstudien berücksichtigt, um aussagekräftige Daten zur Wirksamkeit von Therapien liefern zu können.

Im Seniorenalter wird intuitiv und basierend auf Erfahrungen behandelt. Moderne MS-Therapien können Schübe verhindern, was den Krankheitsfortschritt verlangsamen oder verzögern kann. Deshalb sollte man auch so früh wie möglich mit einer Therapie beginnen. Therapiedauer und Abbruch müssen wegen des Mangels an aussagekräftigen Studien stets individuell bewertet werden. Bei Absetzen einer Therapie müssen engmaschige Kontrollen durchgeführt werden.

Zu den Therapieverfahren zählen neben den bereits genannten Physiotherapien und Ergotherapien auch Verfahren wie Magnetstimulation, robotergestützte Gehtherapien oder Virtual-Reality-Technologien. Diese Behandlungen sollen Schübe verhindern und den Fortschritt der Krankheit verlangsamen. Während Krankheitsschübe verhältnismäßig gut behandelt werden können, führt jede erfolgreiche Schubtherapie leider nicht zur Heilung. Stattdessen bleiben immer restliche Defizite zurück; beispielsweise die leichte Zunahme geistlicher Beeinträchtigungen. Je mehr Schübe auftreten, desto mehr Defizite entstehen daraus und bleiben dann auch. Auch schreitet die Erkrankung dann schneller voran.

Leider gibt es aktuell keine Therapieansätze, um Multiple Sklerose zu heilen. Allerdings ist es möglich, den Verlauf zu verlangsamen und Erkrankten eine adäquate Lebensqualität zu ermöglichen.

 

Hilfreiche Tipps für ältere Menschen mit Multipler Sklerose

Menschen, die mit MS alt werden, können viele Vorkehrungen treffen, um ihre Lebensqualität zu erhöhen. Im beruflichen Bereich könnte ein Berufswechsel hilfreich sein und die Existenz sichern. Auch eine frühzeitige Behandlung kann den Verlauf positiv beeinflussen. Dies insbesondere dann, wenn verschiedene Therapieansätze wie Sport und Physiotherapie zur Stärkung des Immunsystems mit einbezogen werden. Das Immunsystem kann durch eine gesunde Ernährung gestärkt werden.

Wichtig wäre auch, familiäre Strukturen aufzubauen und möglichst früh notwendige Umbauten im Wohnbereich durchzuführen. Barrierefreie oder sogar behindertengerechte Umbauten machen es Betroffenen möglich, lange in den eigenen vier Wänden leben zu können. Wird die MS als Krankheit akzeptiert, kann effektiv am Erhalt der Lebensqualität gearbeitet werden.

Die Vorbereitung auf das Altwerden mit MS hängt auch mit der Krankheitsform und dem Zeitpunkt des Auftretens zusammen. Bei einer Erkrankung in jungen Jahren sind die Vorbereitungen relativ einfach. Tritt die MS jedoch erst im Alter auf, kann die Situation schwierig werden. Wichtig sind hier Aufklärung und der Aufbau eines Netzwerks aus Anlaufstellen.

Viele Menschen mit MS lernen trotzdem mit der Zeit, mit ihrer Erkrankung umzugehen. Gleiches gilt für Angehörige und das Umfeld. Im Idealfall wird möglichst früh über eine Unterstützung nachgedacht, wie sie beispielsweise eine 24 Stunden Betreuung bieten kann. Erfahren Sie jetzt mehr über das alternative Betreuungskonzept und sehen sich in Ruhe auf den Seiten von CareWork & SHD um!

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