Bettlägerigkeit – wenn das Bett zum Lebensmittelpunkt wird

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9. Januar 2025
Ein älterer Mann erhält im Bett eine Spritze von einer Pflegekraft

Jeder Mensch und insbesondere jeder Pflegebedürftige kann bettlägerig werden. Oft ist eine Bettlägerigkeit das Ergebnis eines langen und schleichenden Prozesses, der zu Beginn nicht als solcher wahrgenommen wird. Zu wenig Bewegung, Angst vor Unfällen oder Stürzen und psychische Faktoren können eine solche Situation begünstigen. In der Pflege stellt dies eine große psychische und auch körperliche Belastung dar – sowohl für Pflegende als auch für Gepflegte. Können sich Pflegebedürftige kaum noch bewegen, zieht dies auch das Selbswertgefühl in Mitleidenschaft. Bei bettlägerigen Menschen schreitet der körperliche Abbau schnell voran, was auch die Lebenserwartung sinken lässt. Nicht zuletzt ist auch die Lebensqualität betroffen, da Betroffene stark abhängig von Pflegepersonen sind. Pflegende Angehörige und Pflegekräfte trifft eine enorme Verantwortung.

In vielen Fällen kann durch eine frühe Mobilisierung nach einer Erkrankung oder andere Maßnahmen einer dauerhaften Unterbringung im Bett vorgebeugt werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bettlägerige Menschen können sich ohne fremde Hilfe nicht mehr frei bewegen und verbringen den Großteil ihres Lebens liegend
  • Dieser Zustand kann durch Krankheit, psychische Faktoren oder einen Unfall verursacht werden
  • Eine Bettlägerigkeit entsteht häufig in fünf Phasen über einen längeren Zeitraum
  • Seelischer und körperlicher Abbau gehört zu den Folgen eines dauerhaften Aufenthalts in Liegeposition
  • Durch eine frühzeitige Bewegung nach einer Krankheit oder einem Unfall kann eine derartige Situation oft verzögert oder verhindert werden

Ab wann gilt ein Mensch als bettlägerig?

Bettlägerige Menschen haben ihren Lebensmittelpunkt im Bett oder einer anderen Liegemöglichkeit. Sie sind auf fremde Hilfe angewiesen, um aus dem Bett aufzustehen und sich außerhalb zu bewegen. Bei einer Bettlägerigkeit wird von einem langfristigen Zustand ausgegangen. Bettlägerige Menschen können nicht mehr ohne Hilfe aufstehen – auch wenn sie es selbst wollen würden. Aber auch dieser Zustand kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei einer leichten Form können Betroffene mehrere Stunden außerhalb ihres Bettes verbringen. Komplett bettlägerige Menschen sind in einem hohen Maße bewegungsunfähig und können sich weder innerhalb des Bettes bewegen, noch das Bett verlassen.

Zu unterscheiden ist die Bettlägerigkeit aber von der Bettruhe. Bei der Bettruhe handelt es sich um einen befristeten Zustand über einige Tage oder Wochen. Nach der Bettruhe, die in der Regel zur Genesung genutzt wird, können Betroffene wieder von alleine aufstehen.

 

Wie kommt es zu einer Bettlägerigkeit?

Häuft wird ein kontinuierlicher Aufenthalt im Bett nicht durch eine Situation ausgelöst, sondern entsteht durch verschiedene und die Immobilität begünstigende Umstände, die nur schwer wieder ins Gegenteil umgekehrt werden können. Häufige Ursachen sind Unfälle oder schwächende und demobilisierende Erkrankungen. Aber auch psychische Faktoren können eine dauerhafte Unterbringung im Bett begünstigen und auslösen.

Unfälle wie Stürze führen im fortgeschrittenen Alter oft zu Knochenbrüchen oder ähnlich schweren Verletzungen. Damit verbunden sind dann langwierige Krankenhausaufenthalte und Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit, was zu Muskelabbau und damit Immobilität führt. Ein Sturz kann bei Senioren also einen Teufelskreis bis hin zur Bewegungsunfähigkeit auslösen. Deshalb ist eine durchdachte Sturzprävention für ältere Menschen, die auch Wohnraumanpassungen, Geh- und Sehhilfen beinhaltet, besonders wichtig.

Die Bewegungsfreiheit kann aber auch durch Krankheiten eingeschränkt werden. Zum Dauerliegen Bettlägerigkeit führen insbesondere Erkrankungen, die körperlich schwächen und ans Pflegebett fesseln, wie beispielsweise

  • Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder andere Krankheiten des Nervensystems
  • Koma, Locked-in-Syndrom
  • Infektionskrankheiten
  • Herzinsuffizienz und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • COPD, Lungenfibrose und andere Lungenkrankheiten
  • Schwindel, Demenz, amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Pick-Krankheit oder andere neurologische Erkrankungen
  • Osteoporose, Oberschenkelhalsbruch und andere den Körper beeinträchtigende Erkrankungen

Zur Bewegungsfreude tragen jedoch auch psychische Faktoren bei. Der Umgang mit Krankheiten ist für die Genesung entscheidend. Der Heilungsprozess wird positiv beeinflusst, wenn Betroffene gegen die steigende Immobilität ankämpfen statt sie einfach in Kauf zu nehmen. Soziale Isolation, traumatische Erlebnisse, Trauer oder andere psychische Belastungen können einen Rückzug ins Bett und Depressionen auslösen sowie als Ursache in die Bettlägerigkeit führen.

Zu den größten Risiken für eine Bettlägerigkeit zählt hingegen zu wenig Muskelbewegung, was zum Abbau von Muskeln führt. Die verringerte Mobilität kann durch zunehmenden Kraftverlust zur Bettlägerigkeit führen. Oft entwickelt sich diese über Jahre hinweg und manchmal wird aus einer wegen eines Unfalls oder einer Krankheit verordneten Bettruhe eine Bettlägerigkeit. Deshalb ist es auch bei körperlichen Erkrankungen oder nach operativen Eingriffen entscheidend wichtig, an Physiotherapien teilzunehmen und regelmäßig an der Mobilität zu arbeiten.

 

Welche Folgen kann eine Bettlägerigkeit haben?

Da die Muskeln im Bett kaum beansprucht werden, kommt es zu einem fortschreitenden Muskelabbau. Die liegende Position führt zu einer flacheren Atmung mit dem Risiko, dass die Lunge nicht richtig durchlüftet wird und bei Komplikationen eine Lungenentzündung entstehen kann. Auch die Leistung des Herzens kann abnehmen, während der Bewegungsmangel die Gefahr für Thrombosen erhöht. Durch das lange Liegen kann es verstärkt zur Ausscheidung von Urin kommen, wodurch Elektrolyte in Verlust gehen. Auch der Stoffwechsel verlangsamt sich, was sich durch Gewichtsverlust oder -zunahme, Appetitlosigkeit, Verstopfung oder harten Stuhl bemerkbar macht. Zusätzlich nimmt die Knochendichte ab, was zur Versteifung von Gelenken führen kann. Durch das kontinuierliche Liegen können sich Druckgeschwüre, wie Dekubitus auch genannt werden, bilden.

Bettlägerige Patienten sind stets auf Hilfe angewiesen und verlieren in einem großen Umfang ihre Selbstständigkeit, was auch das Selbstvertrauen beeinflussen kann. Depressionen sind bei bettlägerigen Menschen nicht selten. Durch die Bettlägerigkeit leiden auch die sozialen Kontakte, die sich auf Besucher und Pflegepersonen beschränken. Dies kann sich negativ auf die psychische Gesundheit von Betroffenen auswirken.

 

Die fünf Phasen der Bettlägerigkeit

Eine Bettlägerigkeit entsteht extrem selten über Nacht, sondern verläuft in den meisten Fällen in verschiedenen Phasen. Die Bettlägerigkeit beginnt mit ihrem Verlauf viel früher; wird aber erst in der letzten Phase als solche bezeichnet:

  1. Instabilität: Oft beginnt es mit allgemeinen Gangunsicherheiten, bei denen zu Gehhilfen gegriffen werden muss. Aus Angst vor Stürzen oder Unfällen schränken sich Senioren selbst ein oder werden sogar dazu motiviert. Durch wenig Bewegungsfreiheit und Bewegung verstärken sich Gangunsicherheiten zusätzlich.
  2. Ereignis: Die zweite Phase ist durch einen Sturz, Klinikaufenthalt oder anderes Ereignis geprägt. Wegen fehlender Motivation und Ängsten bleiben Patienten „lieber“ im Bett liegen. Auch der Umzug in ein Pflegeheim führt zu einem verringerten Bewegungsradius. Durch den Aktivitätsmangel verringert sich automatisch auch die Beweglichkeit.
  3. Immobilität im Raum: In der dritten Phase bestehen bereits starke Einschränkungen, die Hilfe bei Bewegungen in Räumen erfordern. Alle Positionswechsel können nur mit Unterstützung durchgeführt werden. Die Selbstständigkeit von Betroffenen ist eingeschränkt. Um die Bettlägerigkeit hinauszuzögern müssen Betroffene aktiv motiviert und aktiviert werden.
  4. Örtliche Fixierung: Durch eine örtliche Fixierung sind betroffene Menschen komplett auf Hilfe von anderen angewiesen. Sie können Rollstuhl oder Bett nich eigenständig aufsuchen oder verlassen. In der vierten Phase beginnen Betroffene und Angehörige wahrzunehmen, dass eine unumkehrbare Bettlägerigkeit bevorsteht.
  5. Bettlägerigkeit bzw. vollständige Immobilität: Betroffene verbringen die fünfte Phase komplett im Bett. Sie verlassen das Bett auch nicht mehr für Toilettengänge und empfinden diesen Kontrollverlust als sehr belastend.

 

Pflegetipps für Angehörige

Auch bei einer Bettlägerigkeit können pflegende Angehörige gezielte Maßnahmen ergreifen, die den Pflegealltag für alle Beteiligten erleichtern. Bettlägerige Menschen können sich nicht mehr selbst versorgen. Sie müssen mehrmals am Tag umgelagert werden, um schmerzhaften Dekubitus Geschwüren vorzubeugen. Zu der grundlegenden Versorgung zählen auch Aufgaben wie Körperpflege, An- und Auskleiden, Toilettengänge, Mahlzeiten, Thrombose-Vorsorge und insbesondere Aktivierung durch Bewegungsübungen, damit der Muskelabbau nicht schneller fortschreitet.

Trotz dieser umfangreichen Pflegebedürftigkeit sollten Betroffene weiterhin als Mensch mit eigenen Wünschen wahrgenommen werden, was insbesondere folgende Bereiche betrifft:

  • Auswahl der Kleidung
  • Maßnahmen der Körperpflege wie bspw. Kosmetik oder Frisur
  • Vorlieben bei den Mahlzeiten
  • altersgerechte Ernährung mit viel Eiweiß gegen Muskelabbau

Pflege und Versorgung von bettlägerigen Pflegebedürftigen erfordert viel Kraft und kann bei unsachgerechter Durchführung auf Dauer körperlich schädigen. Pflegepersonen sollten über ausreichend Kenntnisse und Techniken verfügen, die sie sich in Pflegekursen aneignen können. Die Pflegekasse bietet kostenlose Kurse an.

Hilfreich ist auch das Einbinden von Bewegungsübungen nach dem Bobath Konzept oder der Bewegungsförderung durch kinästhetische Mobilisation in den Pflegealltag einzubinden. Die regelmäßige Mobilisierung kann dazu beitragen, dass wesentliche körperliche Fähigkeiten länger erhalten bleiben. Durch einfache Techniken wie Greifübungen oder Drei-Schritte-Training und körperschonende Maßnahmen werden Bewegungsabläufe wieder aktiviert. Bettlägerige benötigen häufig etwas Motivation, sich überhaupt wieder zu bewegen. Bewegungen sind aber wichtig, um den Muskelschwund aufzuhalten. Auch das Bobath Konzept stellt eine oft angewendete Methode dar, durch einfache Übungen die Beweglichkeit zu fördern.

Bettlägerige Patienten haben in der Regel Anspruch auf einen der fünf Pflegegrade. Sie sind auf eine grundlegende Versorgung und umfangreiche Betreuung angewiesen. In welchen Pflegegrad bettlägerige Menschen eingegliedert werden, hängt von verschiedenen Komponenten ab. Die Vergabe des Pflegegrades wird von der Pflegeversicherung vorgenommen, nachdem Gutachter des Medizinischen Dienstes oder von Medicproof bei Privatversicherten eine Begutachtung und Einschätzung vorgenommen haben. Ein Pflegegrad wird jedoch stets nur dann erteilt, wenn ein Antrag bei der zuständigen Pflegekasse gestellt wird. Mit einem anerkannten Pflegegrad stehen Pflegebedürftigen umfangreiche Sach- und Geldleistungen von der Pflegekasse zu.

 

Wichtige Pflegehilfsmittel

Hilfsmittel und Pflegehilfsmittel können den Pflegealltag für alle Beteiligten erleichtern. Sind sie im Hilfsmittelkatalog bzw. Hilfsmittelverzeichnis gelistet, können sie vom behandelnden Arzt verschrieben werden. Verordnete Hilfsmittel werden von Pflegekassen oder Krankenkassen bezuschusst. Geeignet für die Pflege von bettlägerigen Pflegebedürftigen sind insbesondere Hilfsmittel wie

  • Spezialbetten, Matratzen und Kissen zur Dekubitusprophylaxe
  • Positionierungshilfen
  • Hebehilfen, Umsetzhilfen und Haltegurte
  • Pflegehilfsmittel wie Urinflaschen für die Hygiene
  • Geräte zur Überwachung von Funktionen wie Blutdruckmessgeräte

Tipp: Pflegebedürftigen mit Pflegegrad in häuslicher Versorgung stehen pro Monat Pflegehilfsmittel zum Verbrauch bis zu 40,00 € zu. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe und andere Hygieneprodukte.

 

Fazit

In seltenen Fällen wie etwa nach einem schweren Verkehrsunfall entsteht eine Bettlägerigkeit über Nacht. Häufig kommt es im Alter wegen Stürzen oder Krankheiten über Jahre zu einer Bettlägerigkeit, die sowohl Pflegebedürftige als auch Angehörige stark herausfordert. Viele Abläufe in der Pflege unterscheiden sich zwischen mobilen und immobilen Pflegebedürftigen. Der Betreuungsbedarf bei bettlägerigen Menschen ist in der Regel höher.

Übernehmen Angehörige die Versorgung zu Hause, sollten sie sich informieren und schulen lassen. Viele Familienmitglieder fühlen sich nach kurzer Zeit überfordert oder können aufgrund des eigenen Alters oder der gesundheitlichen Situation die Pflege nicht mehr bewerkstelligen. Schon das Umlagern im Bett erfordert viel körperliche Kraft und die richtige Technik. Im häuslichen Umfeld kann ein ambulanter Pflegedienst Unterstützung bieten, der jedoch je nach Pflegegrad nur zeitweise vor Ort ist. Eine umfangreichere Betreuung ist mit einer 24 Stunden Betreuung gewährleistet. Bei diesem alternativen Betreuungskonzept zieht eine vorab sorgfältig ausgewählte Betreuerin mit in den Haushalt ein und kümmert sich um Grundpflege, Haushalt und Alltag.

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