Nicht immer wohnen Kinder und Enkel im Erwachsenenalter noch in der Nähe der Eltern oder Großeltern. Werden ältere Familienmitglieder dann pflegebedürftig, fragen sich Angehörige, ob sie eine Versorgung überhaupt bewerkstelligen können. Wer viele Kilometer entfernt wohnt, kann nicht mal „kurz“ nach dem Rechten sehen und auch regelmäßige Fahrten zu Eltern oder Großeltern sind zeitlich kaum möglich. Viele Pflegeaufgaben können jedoch durch das sogenannte „Distant Caregiving“ auch trotz großer Distanz umgesetzt werden.
Aus der Ferne für Hilfe sorgen
Viele notwendige Schritte können heute online oder per Telefon eingeleitet werden. So lassen sich beispielsweise Minijobber über Internetportale engagieren und Pflegedienste aussuchen. Die gesamte Pflege lässt sich aus der Entfernung organisieren. Wichtig ist, sich Dienstpläne anzufertigen, die aussagen, wer wann welche Aufgaben übernimmt. So können Versorgungslücken weitestgehend ausgeschlossen werden.
Unterstützung finden Angehörige sogar in Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige, die sich auf Distanz um Pflegebedürftige kümmern. Die Treffen in den Gruppen finden häufig online statt
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Digitale Dienstleistungen nutzen und vorsorgen
Haben Pflegebedürftige vor allem mit Gebrechlichkeit, Gehbehinderungen oder ähnlichen körperlichen Problemen zu kämpfen, können die Angehörigen vieles über digitale Kanäle regeln. Haushaltshilfen, Essen auf Rädern oder Pflegedienste lassen sich digital beauftragen bzw. bestellen.
Deshalb sollten jüngere Angehörige möglichst frühzeitig über die Wünsche von Eltern oder Großeltern sprechen, wie eine spätere Pflege aussehen soll. Wichtig ist auch, über die notwendigen Bevollmächtigungen zu sprechen. Eine Vorsorgevollmacht ist beispielsweise günstig, wenn später eine Pflege aus der Distanz heraus organisieren zu können.
Vorbereitend kann gemeinsam eine Notfallmappe angelegt werden, die alle wichtigen ärztlichen Dokumente und Bevollmächtigungen beinhaltet. Diese sollte so platziert werden, dass sie leicht gefunden werden kann.
Pflegeaufgaben im Netzwerk verteilen
Damit sich die Belastungen der Pflege besser verteilen lassen, kann ein Netzwerk vor Ort aufgebaut werden. Hierzu können neben involvierten Dienstleistern auch Freunde oder Nachbarn gehören.
Aus der Ferne sollten Angehörige den Kontakt zum helfenden Netzwerk aktiv pflegen. Dies, zumal dann auch ehrliche Meinungen über den Gesundheitszustand von Pflegebedürftigen eingeholt werden können. Die ältere Mutter oder der Großvater spielen gesundheitliche Probleme oder Sorgen gegenüber der eigenen Familie gerne herunter oder beschönigen Situationen.
Tipps für pflegende Angehörige
- Nehmen Sie Kontakt zur Pflegeberatung am Wohnort des pflegebedürftigen Familienmitglieds auf. Dort gibt es Informationen über die regionalen und lokalen Versorgungsangebote. Beratungsgespräche können oft per Videokonferenz erfolgen.
- Verwenden Sie digitale Hilfen wie Pflege-Apps oder Online-Pflegekurse, die es häufig von der Krankenkasse gibt. Vernetzen Sie sich online mit anderen pflegenden Angehörigen zum Austausch.
- Sofern Sie Vertrauen in ihr selbst geschaffenes Netzwerk haben, sollten sie einen Teil ihrer Verantwortung abgeben.
- Ihnen stehen zehn freie Tage Auszeit von der Arbeit zu, um die Pflege eines Familienangehörigen zu regeln. Die Kassen bezahlen dafür 90 % vom ausgefallenen Nettogehalt.
Pflege auf Distanz bei Menschen mit Demenz
Schwieriger wird es mit der Pflege aus der Ferne, wenn es um Menschen mit Demenz geht. Ab einem gewissen Stadium der Erkrankung ist Pflege auf Distanz nicht mehr möglich. Wenn Demenzkranke rund um die Uhr überwacht werden müssen, wird eine engmaschige Betreuung erforderlich.
Hierfür empfehlen sich häufig Konzepte wie die häusliche 24 Stunden Betreuung. Bei der 24 Stunden Betreuung wohnt eine vorab sorgfältig ausgewählte Betreuungskraft mit im Haushalt und ist beispielsweise auch in der Nacht vor Ort. Hat die Betreuungskraft Pause oder Freizeit, kann diese knappe Zeitspanne in der Praxis gut von Angehörigen überbrückt werden.
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