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Ein Dekubitus wird auch Druckgeschwür oder „Wundliegen“ genannt. Wenn Menschen zu lange in der gleichen liegenden Position verbleiben, kann die Haut und auch das darunter befindliche Gewebe durch den anhaltenden Druck beschädigt werden. Werden Dekubitus-Male nicht früh genug entdeckt, kommt es in der Folge zu sichtbaren Druckgeschwüren, die später in offene Wunden übergehen können.
Es sollte also in erster Linie darum gehen, einen Dekubitus zu vermeiden. Eine Dekubitusprophylaxe erfordert, vorausschauend zu agieren und Risiken früh genug einzuschätzen.
Wie entsteht ein Dekubitus?
Ein Dekubitus kann bei immobilen, dauerhaft sitzenden und insbesondere bettlägerigen Menschen entstehen. Durch die Dauerpositionierung erhöht sich der Druck des eigenen Gewichts auf die Kontaktbereiche des Untergrundes, also des Bettes oder Sessels. Gesunde Menschen sind in der Lage, sich umzudrehen, anders hinzusetzen oder eine andere Bewegung auszuführen, um diesen Druck zu verlagern. Wegen des unangenehmen Druckgefühls machen gesunde Menschen das ganz automatisch. Pflegebedürftige und Kranke können dies ohne Hilfe oftmals nicht mehr.
Durch den Gewebedruck werden die Gefäße zusammengedrückt, sodass betroffene Bereiche nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden können. Hält diese Unterversorgung zu lange an, sterben Zellen ab und auch Nervenzellen können irreversibel beschädigt werden.
Wie sieht ein Dekubitus aus?
Da die Druckstellen nicht mehr mit frischem und nährstoffreichem Blut versorgt werden können, werden auch saure Stoffwechselprodukte nicht mehr richtig abtransportiert. Das übersäuerte Gewebe reagiert darauf mit einer Erweiterung der Zellen, um irgendwie zu versuchen, die Durchblutung wieder zu verstärken. Ein erster Hinweis hierauf können Hautrötungen an den Druckstellen sein. Wird diesem Zustand dann nicht abgeholfen, entstehen Blasen und Ödeme.
Blasen und Ödeme gehen mit dem Austritt von Flüssigkeiten und Eiweißen einher, was offene Wunden begünstigt, die sich zusätzlich häufig infizieren. Dekubitus-Wunden können unterschiedlich groß sein und verursachen ständige Schmerzen. Die Therapie und Heilung dieser Wunden dauert häufig Wochen oder Monate. Verbände müssen zwei bis drei Mal am Tag gewechselt werden, was ebenfalls als schmerzhaft empfunden wird. Tiefe Druckgeschwüre müssen sogar vom Arzt operativ behandelt werden. Der Arzt entfernt dann abgestorbenes und entzündetes Gewebe. Während der gesamten Dauer einer Dekubitus-Therapie werden in fast allen Fällen starke Schmerzmittel eingesetzt.
Wie kann ein Dekubitus vermieden werden?
Um die Entstehung eines Dekubitus zu verhindern, müssen alle Beteiligten – von eingesetzten Pflegekräften bis hin zu pflegenden Angehörigen – gemeinsam am sprichwörtlichen Strang ziehen.
Professionelle Pflegefachkräfte sind in der Dekubitusprophylaxe geschult, während sich pflegende Angehörige durch Pflegekurse und Schulungen entsprechendes Wissen aneignen können. Um vorsorgende Maßnahmen treffen zu können, müssen folgende Kriterien berücksichtigt werden:
- Eigenbewegungen – In welchem Umfang können sich Betroffene noch eigenständig bewegen?
- Hautkontrolle – Wie, wann und wie oft muss die Haut von Betroffenen begutachtet werden, bspw. um Pflegemaßnahmen anpassen zu können?
- Druckentlastung und Druckverteilung – Welche Möglichkeiten bestehen zur Druckverteilung und Druckentlastung?
- Hilfsmittel – Welche Hilfsmittel kommen für Betroffene und Pflegende in Betracht und wie werden sie verwendet?
Bei allen Präventionsmaßnahmen ist es manchmal schwer, aber dennoch wichtig, den Willen von Betroffenen zu respektieren. Werden Maßnahmen aus Unbequemlichkeit oder Schmerzhaftigkeit abgelehnt, sollte diese Entscheidung akzeptiert werden – auch wenn das nicht leicht ist. Häufig entfallen Vorsorgemaßnahmen aus diesem Grund bei sterbenden Menschen. Hier kann dann die Palliativmedizin und Palliativpflege dann dafür sorgen, dass Betroffene keine Schmerzen haben.
Zielsetzung und Maßnahmen der Dekubitusprophylaxe
Erklärtes Ziel ist zunächst die Vermeidung eines Dekubitus. Folgende Maßnahmen sollten durchgeführt werden:
- Risiken erkennen, vermindern oder ausschalten
- individuelle Vorsorgemaßnahmen treffen und durchführen
- Hautkontrollen und Pflegemaßnahmen ausführen
- Eigenbewegungen zur Mobilisation fördern.
Die dafür erforderlichen Maßnahmen müssen jeweils auf den Einzelfall abgestimmt werden. Gängig sind
- tägliche Hautkontrollen am ganzen Körper
- regelmäßige Hautreinigung mit pH-neutralen und rückfettenden Pflegemitteln
- regelmäßige Hautpflege mit geeigneten (auf die Haut abgestimmten) Pflegemitteln
- Einhaltung einer sorgfältigen Hygiene zur Vermeidung von Infektionen
- Verwendung von atmungsaktiver Kleidung, die nicht einschnürt
- frühzeitige Wechsel von Inkontinenzmaterialien
- abwechslungsreiche Ernährung mit ausreichender Vitamin- und Nährstoff-Versorgung
- ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit zur Vermeidung einer Dehydrierung
Mobilisierung, Druckentlastung und Lagerung
Mobilisierung, Druckentlastung und Lagerung stellen die Grundsäulen der Dekubitus-Vorsorge dar. Alle drei Bereiche erfordern Fachwissen, Zeit und Sorgfalt.
Sofern es Kräfte und Bewegungsmöglichkeiten zulassen, sollte die Mobilität von Betroffenen gefördert werden. Nach dem Grundprinzip der aktivierenden Pflege sollten Betroffenen im sicheren Rahmen, beispielsweise in Anwesenheit von ein bis zwei helfenden Personen, Bewegungsmöglichkeiten geboten werden. Bei einigen Pflegebedürftigen bedeutet es schon etwas willkommene Abwechslung, wenn sie für kurze Zeit auf der Bettkante sitzen können. Auch Stehen oder Gehen kann die Durchblutung fördern und den Kreislauf in Schwung bringen. Wichtig ist aber stets, dass die Mobilisation nicht zu Unfällen und Verletzungen führen darf.
Für die Druckentlastung werden viele verschiedene Hilfsmittel angeboten. Hier ist es sinnvoll, sich professionell beraten zu lassen. Antidekubitus-Lagerungssysteme beinhalten besondere Schaumstoffmatratzen für Pflegebetten, Wasserbetten, Mikroglaskugelbetten oder aufblasbare Systeme, die sich individuell anpassen lassen. Ziel aller Antidekubitus-Lagerungssysteme ist eine Druckentlastung und Druckverteilung durch das punktgenaue Nachgeben in Anlehnung an das Körpergewicht.
Selbst bei einem optimal ausgewählten Antidekubitus-Lagerungssystem bedeutet dies nicht, dass eine geeignete Lagerung – und Umlagerung – außen vor bleiben darf. Jede Positionierung sollte auf Betroffene und besonders gefährdete Körperstellen abgestimmt werden. Regelmäßige Positionswechsel sind notwendig, um den Druck auf andere Körperbereiche zu reduzieren. Die individuelle Situation gibt vor, wie häufig Positionswechsel durchgeführt werden müssen.
Die für die Lagerung erforderlichen Transfertechniken, wie eine 30-Grad-Schäglagerung oder 135-Grad-Positionierung, erfordern entsprechendes Fachwissen. In der Praxis können Umsetzhilfen und Hebehilfen Pflegekräfte und pflegende Angehörige bei der Lagerung unterstützen.
Bedeutung von Dekubitus in der häuslichen Pflege
Häufig pflegen Angehörige kranke und bettlägerige Familienmitglieder. Manchmal lassen sie sich von einem professionellen Pflegedienst dabei unterstützen. Für pflegende Angehörige ist es besonders wichtig, sich über die Risiken eines Dekubitus aufklären zu lassen. Oft wissen Familienmitglieder nicht, welche Pflegemaßnahmen richtig und wichtig sind. Aus diesem Grund kann nur noch einmal appelliert werden, dass sich Angehörige zu Beginn der Pflege umfassend schulen lassen.
Eine Dekubituspflege erfordert in der Vorsorge als auch in der Behandlung professionelles Wissen. Pflegende Angehörige sollten von der Möglichkeit Gebrauch machen, sich beim Pflegestützpunkt beraten zu lassen und an einem Pflegekurs teilzunehmen. Manchmal können auch Mitarbeiter vom Pflegedienst vor Ort eine Einweisung in Lagerungstechniken und Druckentlastung anbieten.
Im Pflegealltag ist es sinnvoll, dass Risikofaktoren frühzeitig erkannt und auch Druckgeschwüre optimal behandelt werden. Berücksichtigt werden müssen dabei neben der eigentlichen Ursache des Drucks auch Alter, Körpergewicht, Erkrankungen, Körperhygiene, Medikamente und die Positionierung. Letztendlich sollten sich pflegende Angehörige im Bereich des Dekubitus immer professionell beraten und unterstützen lassen.
Bei Maßnahmen, die nicht in den Zuständigkeitsbereich von examinierten Pflegefachkräften fallen, unterstützen die Betreuungskräfte aus der 24 Stunden Betreuung auch gerne Angehörige und Betroffene mit Dekubitus. Zwar dürfen die Betreuerinnen keine Wunden versorgen oder Medikamente verabreichen, sie können aber bei der Mobilisation helfen, bei der Körperhygiene unterstützen und abwechslungsreiche Speisen zubereiten, was ebenfalls der Dekubitusprophylaxe dient.
Mehr über die 24 Stunden Betreuung erfahren Sie bei CareWork & SHD!
Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie gesund!
Ihr Team von
CareWork & SHD