Wenn Menschen mit Alzheimer aggressiv werden

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29. Dezember 2023

In einigen Fällen äußert sich eine Krankheit nicht nur durch körperliche Symptome, sondern auch durch Veränderungen im Verhalten und Wesen. Häufig betrifft dies Menschen mit Demenz und insbesondere der Alzheimer Krankheit. Alzheimer Patienten können sich reizbar präsentieren, regen sich über Kleinigkeiten auf und reagieren sogar aggressiv oder wütend. Es gibt Fälle, in denen Demenzkranke beleidigend oder sogar handgreiflich geworden sind.

Durch den Verlust von geistigen Fähigkeiten kommt es häufig zu Situationen, die mit falschen Beschuldigungen einhergehen. Die verlegte Geldbörse, das verloren gegangene Schmuckstück oder der nicht mehr auffindbare Schlüssel wird dann Angehörigen oder Pflegekräften „zugeschoben“, weil die Erinnerungs- und Reflexionsfähigkeit fehlt. Die Folge sind Schuldzuweisungen, Beschimpfungen und Misstrauen. Natürlich werten betreuende Personen eine solche Verhaltensweise zunächst als böswillige Abwertung oder persönlichen Angriff. Dennoch sollten aggressive Ausbrüche in erster Linie als krankheitsbedingte Zeiten von Hilflosigkeit, Frust und Überforderung betrachtet werden.

Der Umgang mit Menschen, die unter einer fortgeschrittenen Demenzform leiden, ist alles andere als einfach. Kommen dann noch Aggressionen hinzu, hilft es, Ruhe zu bewahren und Angriffe nicht persönlich zu nehmen. Aggressives Verhalten kann als Begleiterscheinung einer Demenz auftreten und sollte als solche betrachtet werden.

 

Das Wichtigste im Überblick

  • Demenzpatienten sind kranke Menschen, die jedoch ernst genommen werden möchten und auch sollten.
  • Aggressives Verhalten ist bei Demenzpatienten auf die Krankheit zurückzuführen. Wer das verinnerlicht hat, betrachtet Konflikte aus einer anderen Perspektive und fühlt sich nicht persönlich angegriffen.
  • Das unter einer fortgeschrittenen Demenz leidende Gehirn ist nicht mehr zu geplanten Handlungen, Böswilligkeit, Vorsatz und Absichten in der Lage. Aggressionen erfolgen aus dem Affekt.
  • Die Einhaltung von Routinen und fester Alltagsstrukturen hilft Demenzkranken, sich zu orientieren und Ruhe zu bewahren. Bei Abweichungen kann es zu Verwirrung, Verängstigung und Aggressionsfolgen kommen.
  • Hinter aggressivem Verhalten können auch Schmerzen und körperliche Beschwerden stecken, was abgeklärt werden muss. Demenzkranke finden in diesen Fällen keinen anderen Weg, um auf Unwohlsein aufmerksam zu machen.
  • Situationen, die bei Demenzpatienten für Verwirrung oder Überforderung führen könnten, sollten vorher behutsam erklärt werden. So kann das Vertrauensverhältnis gestützt werden.
  • Bei sexueller Enthemmung bedarf es einer Therapie durch einen speziellen Therapeuten, der klare Grenzen setzten kann und Verhaltensstrategien entwickelt.
  • Generell gilt beim Umgang mit dementen Menschen: Ruhe, Gelassenheit und Geduld bringen weiter als Stress, Hektik und Nervosität!

 

Definition: Aggression und Demenz

Aggressionen und bösartiges Verhalten gehören zu den komplexen und häufig missverstandenen Verhaltensmustern, die bei etwa 50 % aller Demenzbetroffenen auftreten. Dieses Verhalten äußert sich in

  • verbalen Angriffen
  • ablehnendem Verhalten
  • herausforderndem Verhalten
  • Wutausbrüchen
  • körperlicher Gewalt

Zu den typischen Symptomen einer Demenz gehören neben den kognitiven Beeinträchtigungen wie Orientierungslosigkeit, Vergesslichkeit und Verlust von Alltagsfähigkeiten auch körperliche Beeinträchtigungen wie Unruhe, Rückzug, Veränderungen im Tag-Nacht-Rhythmus und eben auch mangelnde Impulskontrolle und als aggressiv erlebte Verhaltensmuster. Eine große Rolle hierbei spielt die Frustration darüber, dass die kognitiven Fähigkeiten unaufhaltsam in Verlust gehen. Aber auch äußere Faktoren wie eine veränderte Umgebung, als störend empfundene Geräusche oder eine unangemessene Kommunikation können zu aggressivem Verhalten führen.

Früher wurde der Ausdruck des aggressiven Demenzkranken häufig verwendet. Heute wird bewusst darauf verzichtet, da Aggressionen nach der Definition eine Absicht voraussetzen. Aggressionen sind also an Handlungen geknüpft, die das Ziel haben, einer Sache oder einem Menschen Schaden zuzufügen. Ein Mensch mit Demenz verliert jedoch zunehmend die Fähigkeit einer geplanten, zielgerichteten Absicht. Herausfordernde Verhaltensmustern sollten bei Demenzpatienten eher dem Affekt zugeordnet werden. Affekte sind meist heftige Gefühlsregungen, die viel mit dem Frust von Demenzkranken zu tun haben. Diese Missstimmungen samt heftigen Auswirkungen liegen sowohl an der inneren Gefühlslage von Demenkranken als auch an äußeren Umständen.

In diesem Zusammenhang wird auch häufig diskutiert, ob Aggressionen ein erstes Anzeigen für eine beginnende Demenz sein können. Nicht jeder wird im Alter gelassener. Durch bittere und belastende Lebenserfahrungen können Menschen auch reizbarer oder misstrauischer werden. Fällt aggressives Verhalten auf, bedeutet dies nicht automatisch der Beginn einer Demenzerkrankung. Eine Demenz ist von Verhaltensveränderungen in der Persönlichkeit gekennzeichnet, die auf die Umgebung verstörend und beängstigend sein können. Allerdings können sich auch andere Erkrankungen wie beispielsweise eine Depression dahinter verbergen, die ebenfalls häufig im Alter vorkommt. Bei Auffälligkeiten sollten Symptome ärztlich abgeklärt werden – auch dann, wenn Ängste vor einer Diagnose bestehen. Viele Demenz-typische Symptome können ihre Ursache auch in einer anderen Erkrankung haben. Selbst der psychische Stress, der durch die Angst vor einer Demenz Diagnose entsteht, kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns nachhaltig beeinträchtigen.

 

Wie äußert sich Aggressivität in der Demenz?

Aggressives Verhalten bei Demenzpatienten kann unterschiedlich ausfallen und sich auf verschiedene Arten äußern. Verhaltensauffälligkeiten können sporadisch oder plötzlich auftreten. Auch ist es möglich, dass sich herausforderndes Verhalten in Häufigkeit und Ausprägen mit Fortschritt der Erkrankung entwickelt und verstärkt.

Bei Menschen mit Demenz kommt es zum Beispiel zu

  • verbalen Entgleisungen wie Fluchen, Schreien, Beleidigungen oder Drohungen
  • körperlichen Gewalttaten wie Schlagen, Stoßen, Treten, Beißen oder Werfen von Gegenständen
  • gestörtem Sozialverhalten wie Unfreundlichkeit, Ablehnung oder mangelnde Kooperationsbereitschaft
  • Stimmungsschwanken sowie plötzliche Stimmungswechsel ohne erkennbaren Grund
  • Reizbarkeit, Unruhe und Unzufriedenheit
  • Probleme beim Beruhigen und Entspannen
  • paranoiden Gedanken und Wahnvorstellungen wie falschen Überzeugungen oder Halluzinationen; Beispiel: Beschuldigung des Diebstahls
  • Zerstörung von eigenen und fremden Gegenständen
  • Selbstaggressionen wie selbst verletzendes Verhalten und mangelnde Impulskontrolle

 

Mögliche Ursachen für zunehmende Aggressionen

Das Phänomen der Aggressionen bei Menschen mit Demenz äußert sich im Krankheitsverlauf in Persönlichkeitsänderungen und Verhaltensänderungen. Zu den Ursachen gehört Frustration und Verwirrung, was durch die Demenz selbst ausgelöst wird. Demenzielle Erkrankungen betreffen das Gehirn. In bestimmten Hirnregionen, die u.a. auch die Impulskontrolle steuern, kommt es krankheitsbedingt zu Veränderungen. Demenzerkrankte Gehirne sind nur noch in der Lage, eine einzelne Information wie beispielsweise ein Geräusch zu verarbeiten. Schon ein zusätzlich laufendes Radio kann zu Unruhe und heftigen Reaktionen führen.

Aber auch Unwohlsein und körperliche Schmerzen können eine Ursache für Aggressionen darstellen. Menschen mit Demenz sind häufig nicht mehr in der Lage, Schmerzen zu äußern oder zu erklären, warum sie sich nicht wohl fühlen, weshalb auf Aggressionen als Mittel zur Aufmerksamkeit zurückgegriffen wird. Eine wichtige Rolle können jedoch auch Umweltfaktoren und plötzliche Veränderungen spielen, die zu einer Reizüberflutung führen. Zu viele Reize überfordern die Sinne von Demenzbetroffenen, was Aggressionen auslösen kann. Durch derartige Stresssituationen und allgemeinen Stress fühlen sich Menschen mit Demenz überfordert, frustriert oder ängstlich. Sie reagieren darauf mit Ungeduld, Gereiztheit oder Verärgerung. Durch die zunehmend eingeschränkten Gehirnfunktionen der Gefühlskontrolle und Bewertung von angemessenem Verhalten kann es zu Impulsivität und beängstigendem Verhalten kommen.

Etwa 80 % der Verhaltensprobleme bei Demenzpatienten werden durch ungeeignete Umgebungsbedingungen in Pflegeheimen verursacht. Demenzkranke leben im Hier und Jetzt, sodass ihr Verhalten von aktuellen Gefühlen und Bedürfnissen geprägt werden. Die geistigen Fähigkeiten zur Boshaftigkeit, zum Vorsatz, zur Absicht und für geplante Handlungen sind bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz nicht mehr vorhanden.

 

Tipps für aggressive Verhaltensweisen in der Demenz

Nicht jeder Mensch mit einer Demenz wird irgendwann aggressiv. Ob und wie sich aggressive Verhaltensweisen bemerkbar machen, hängt auch vom Fortschritt der Demenz sowie der Demenzform ab:

  • Alzheimer Krankheit: Bei der häufigsten Form der Demenz verändert sich die Wahrnehmung von Erkrankten. Im Laufe der Zeit befinden sich Alzheimer-Patienten vermehrt in einer eigenen Realität, die von eigenen logischen Erklärungsmustern geprägt ist. Handlung von anderen Menschen können nicht mehr nachvollzogen werden, weshalb das eigene Unverständnis auf drastische Weise kundgetan wird. Besonders oft kommt es bei der Alzheimer Erkrankung zu Wahnvorstellungen: Erkrankte sind der Auffassung, bestohlen worden zu sein. Nach der eigenen Logik – damit man sich Vergesslichkeit nicht eingestehen muss, wurde der vermisste Gegenstand nicht selbst verlegt oder verloren, sondern von jemand anderem gestohlen. Gegenargumente führen nur zu Unsicherheit und können aggressive Attacken auslösen.
  • Frontotemporale Demenz: Bei der frontotemporalen Demenz finden Abbau-Prozesse im Gehirn statt, die sich auf die Persönlichkeit auswirken können. Demenzkranke haben keine Interessen mehr, ziehen sich zurück und werden teilnahms- und antriebslos oder apathisch. Es gibt aber auch Erkrankte, die leicht reizbar oder streitbar sind und sich takt- und rücksichtslos verhalten.
  • Vaskuläre Demenz: Bei der vaskulären Demenz hängen die Verhaltensweisen vom Krankheitsverlauf ab. Häufig werden plötzliche Stimmungsschwankungen als aggressives Verhalten erlebt.

Beim Umgang mit Menschen mit Demenz kann es oft zu verwirrenden und schwierigen Situationen kommen. Selbst mit viel Geduld und Liebe ist es manchmal nicht einfach, richtig zu reagieren. Dies, zumal mit Reaktionen nicht immer gewünschte Wirkungen erzielt werden. Wichtig ist, sich stets daran zu erinnern, dass Demenz nunmal eine Krankheit ist, die mit Verhaltensveränderungen einhergehen kann. Es kann jedoch hilfreich sein, herausfordernde Situationen frühzeitig zu erkennen, zu verstehen und Lösungsvorschläge zu entwickeln:

Herausfordernde Situation mögliche Lösung
Frustration, Verwirrung und Wut – beispielsweise durch Veränderungen in Routinen wie Essenzeiten oder Schlafenszeiten Das Beibehalten von Routinen und klaren Abläufen können Verwirrung vermeiden und dabei helfen, dass Betroffene möglichst ruhig und orientiert bleiben. Betroffene fühlen sich in der gewohnten Routine sicher.
Körperliche Beschwerden – beispielsweise Schmerzen oder Unwohlsein, die sich als Aggression zeigen, um darauf aufmerksam zu machen Durch regelmäßige ärztliche Untersuchungen und ein optimales Schmerzmanagement können körperliche Beschwerden in den Griff bekommen werden. Bei Bedarf sollte eine angemessene Schmerzmedikation stattfinden.
Überforderung – beispielsweise durch Lärm, Hektik oder zu viele Anweisungen, die zu einer Überlastung und als Folge zu aggressiven Reaktionen führen. Beispiel: Voller Raum, fremde Menschen, laute Geräusche Anstehende Aktivitäten sollten mit viel Einfühlungsvermögen vorher kommuniziert werden. Im Idealfall sollte eine Vergewisserung stattfinden, ob Betroffene verstanden haben, welche Aktivität jetzt folgt.
Sexuelle Enthemmung – beispielsweise durch unangemessene Verhaltensweisen gegenüber anderen (pflegenden) Menschen oder intime Berührungen ohne Einverständnis Durch die Hinzuziehung von spezialisierten Therapeuten mit spezifischen Strategien und klaren Grenzen kann mit sexueller Enthemmung besser umgegangen werden. Auch Pflegekräfte und Angehörige sollten sich über diese Verhaltensveränderungen informieren, um Reaktionen von Patienten besser verstehen zu können.

 

 

Wie umgehen mit falschen Beschuldigungen von Demenzkranken?

Menschen mit Demenz sollten erstgenommen werden. Es ist hilfreich, ihnen verständnisvoll zu begegnen und ihre Gefühle zu validieren. Im Beispiel des „gestohlenen Geldbeutels“ sollte mit Verständnis auf die Verärgerung regiert werden. Werden falsche Beschuldigungen erhoben, sollte man sich vor Augen führen, dass Betroffene nicht anders können. Durch eine Bekräftigung über das Wissen, dass Betroffene immer gut auf ihre Wertsachen aufpassen, kann empathisch einer Beschuldigung entgegnet werden. Eine gemeinsame Suche nach der Geldbörse stärkt das Vertrauen. Ein positives Ergebnis wäre, wenn sich Betroffene bei der gemeinsamen Suche selbst wieder daran erinnern, wo sie verloren gegangene Sachen abgelegt haben.

Tipp: Beim „Liegenlassen“ von Gegenständen sind Menschen mit Demenz sehr kreativ: Suchen sollten sich insbesondere auf Verstecke unter dem Bett, Kopfkissen oder Matratze, im Kleiderschrank, in der Wäschekommode (zwischen Bettwäsche und Handtüchern) sowie in der Socken- und Wäscheschublade konzentrieren. In Taschen von Kleidungsstücken und Jackentaschen werden gerne Geldbörsen und Schlüssel vergessen. Selbst im Kühlschrank oder der Spülmaschine können Gegenstände verloren gehen.

Generell sollte stets in einem ruhigen Tonfall mit Demenzerkrankten gesprochen werden. Kurze Sätze werden besser verstanden als lange Episoden. Anteilnehmende und bestätigende Worte können wieder etwas Ruhe in die Situation bringen. Aggressives Verhalten ist nie persönlich gemeint, sondern eine Erscheinung der Demenz. Wer sich dies vor Augen führt, agiert gelassener.

Richten sich Aggressionen gegen pflegende Angehörige, wissen diese häufig gar nicht, wie ihnen geschieht. Hier muss die Situation genau analysiert werden, was genau zum aggressiven Verhalten geführt hat. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass Demenzbetroffene eine andere Einschätzung haben. Sie können sich nicht richtig ausdrücken, was Stress, Angst, Überlastung, Frust und das Gefühl, nicht verstanden zu werden, nach sich zieht. Angehörige können vermeintlich aggressives Verhalten selten richtig deuten. Sie sind enge Bezugspersonen und emotional involviert. Die Veränderungen bei Betroffenen werden als schmerzhaft wahrgenommen. Sinnvoll kann es sein, dass sich Angehörige möglichst früh mit der Demenzerkrankung und deren Auswirkungen beschäftigen. Informationen können helfen, Situationen richtig zu interpretieren. Angehörige sollten nicht zögern, professionelle Hilfe, Pflegekurse und Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen.

Machen sich bei Demenzbetroffenen Aggressionen bemerkbar, sollten die Gründe für derartige Gefühlsausbrüche herausgefunden werden. Oft machen Betroffene durch Boshaftigkeiten und Handgreiflichkeiten darauf aufmerksam, dass etwas nicht stimmt und sie Hilfe benötigen. Im Übrigen sind Aktivitäten in der freien Natur, Massagen und körperzentrierte Therapien auch bei Demenzpatienten hilfreich, um verbale und körperliche Aggressionen zu reduzieren. Hier unterscheiden sich Menschen mit Demenz nicht von anderen.

 

Mögliche Therapieansätze zur Behandlung von Aggressionen bei Demenz

Die Behandlung von demenziellen Aggressionen muss sorgfältig geplant werden. Denkbar sind medikamentöse Therapien als auch Methoden ohne Arzneimittel. Zunächst sollten grundsätzlich alle Therapieansätze ohne Medikamente ausprobiert werden. Der Einsatz von Medikamenten und beruhigenden Arzneien sollte als letzte Möglichkeit betrachtet werden. Da aggressives Verhalten bei Demenzpatienten durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann, richtet sich die Therapie nach der jeweiligen Ursache und der Symptomintensität.

Mit dem nicht-medikamentösen Therapieansatz ist es möglich, individuell auf die Bedürfnisse und die Lebenssituation von Betroffenen einzugehen. Folgende Strategien kommen in Betracht:

  • Routinen einführen
  • klar kommunizieren
  • Umgebung angenehm gestalten
  • Techniken der Stressbewältigung erlernen

Schon durch wenige Maßnahmen kann Betroffenen mehr Sicherheit verliehen werden, was die Lebensqualität für alle Beteiligten ganz ohne Medikamente erhöhen kann. Wenn Betroffene jedoch auf bestimmte Reize aggressiv reagieren, sollten Verhaltensstrategien entwickelt werden, um diese Reize zu vermeiden. Ist dies nicht möglich, sollte ein Verhaltensplan vorschreiben, wie darauf reagiert werden kann. Machen beispielsweise laute Geräusche einen Demenzkranken unruhig und aggressiv, kann durch das Schließen von Türen und Fenstern oder Abschalten des Radios ein ruhiger Raum geschaffen werden.

Generell ist es wichtig, die Umgebung anzupassen. Vertraute Gegenstände, beruhigende Farben und sanfte Beleuchtung tragen zur Beruhigung und Entspannung bei. Gleiches gilt für Musik und das Abspielen von Lieblingsliedern. Auch bei der Versorgung und Pflege bei Demenz sollte die Aufmerksamkeit auf den Wünschen und Bedürfnissen des Betroffenen liegen. Wer beispielsweise Hunger, Durst oder Müdigkeit früh genug erkennt, kann reagieren und Aggressionen vermeiden.

Erst dann, wenn andere Therapien keine Wirkung zeigen, sollte über eine medikamentöse Therapie nachgedacht werden. Oft werden zur Behandlung von aggressiven Verhaltensweisen beruhigende Medikamente eingesetzt, die jedoch immer vom Arzt verschrieben und unter ärztlicher Kontrolle verabreicht werden müssen. Medikamente können immer Neben- und Wechselwirkungen haben. Insbesondere Psychopharmaka können auch paradox wirken, also das nicht erwünschte Verhalten noch verstärken.

Bei einer mittelschweren bis schweren Alzheimer Erkrankung werden bei aggressiven und streitsüchtigen Betroffenen auch Risperidon oder Haloperidol eingesetzt. Haloperidol wird auch dann verwendet, wenn Wahnvorstellungen oder Realitätsverluste vorliegen.

Letztendlich sollen Medikamente bei Demenz immer nur dann eingesetzt werden, wenn andere Therapien nicht geholfen haben und die Gefahr einer Eigen- oder Fremdgefährdung besteht. Insbesondere die medikamentöse Behandlung gehört in fachkundige Hände des Facharztes.

 

Fazit

Wenn Demenzerkrankte aggressiv reagieren, hat dies nichts mit Boshaftigkeit zu tun. Aggressive Verhaltensweisen weisen in der Regel auf andere Ursachen hin. Alles, was bei einem Menschen mit Demenz zu Stress, Frust und Überlastung führen könnte, sollte deshalb vermieden oder abgestellt werden. Mit viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Gelassenheit ist es in vielen Fällen möglich, die Wogen wieder zu glätten.

Bei ausgeprägten Aggressionen sollten zunächst Therapieansätze ohne Medikamente angewendet werden. Erst dann, wenn keine Therapien zum Erfolg geführt haben, kommt eine medikamentöse Behandlung in Betracht. Um Aggressionen vorzubeugen oder sie zu umgehen ist es letztendlich hilfreich, Demenzkranken eine sichere Struktur durch Routinen zu verleihen. Nach diesen Grundvoraussetzungen wird im Übrigen auch in der 24 Stunden Betreuung bei Demenz, die viele Betroffene versorgt und so die Angehörigen entlastet.

Mehr Informationen über die 24 Stunden Betreuung

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